Terre des Femmes, LSVD, AVIVA und ein großes Bündnis sagen NEIN zur Rede des Papstes im Bundestag - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Public Affairs



AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 21.09.2011


Terre des Femmes, LSVD, AVIVA und ein großes Bündnis sagen NEIN zur Rede des Papstes im Bundestag
AVIVA-Redaktion

Am Donnerstag, den 22. September 2011 wird der katholische Papst Benedikt XVI. einer Einladung von Bundestagspräsident Norbert Lammert folgen und vor dem deutschen Bundestag sprechen. Einige...




... Bundestagsabgeordnete und zahlreiche BürgerInnen kritisieren, dass damit die für eine Demokratie so wichtige Neutralität des Staates gegenüber Glaubensgemeinschaften nicht mehr gewahrt sei.

Da der Papst dennoch vor den VolksvertreterInnen sprechen wird, bildete sich das Bündnis "Der Papst kommt" an dem mittlerweile über 50 Organisationen beteiligt sind. Gemeinsam wird eine Demonstration und eine Kundgebung organisiert, die zeitgleich zur Rede des Papstes sichtbar machen soll, dass vom Papst getroffene Äußerungen von vielen Menschen als diskriminierend und mit unseren demokratischen Grundsätzen nicht vereinbar angesehen werden.

TERRE DES FEMMES engagiert sich im Bündnis "Der Papst kommt" und die Vorstandsvorsitzende von TERRE DES FEMMES Irmingard Schewe-Gerigk wird während der Kundgebung ab 16 Uhr zum Thema "Frauen- und Geschlechterpolitik" sprechen.

Der Papst unterstützt die weltweite Diskriminierung von Frauen durch Herabwertung, Bevormundung und Gefährdung ihrer Gesundheit.

TERRE DES FEMMES sieht den Ausschluss von Frauen zur Priesterweihe in klarem Widerspruch zu Artikel 3, der die Gleichstellung aller Deutschen festschreibt und Artikel 12 Absatz 1 des Grundgesetzes, der allen Deutschen sowohl die Freiheit der Berufswahl als auch die Freiheit der Berufsausübung garantiert.
Die katholische Kirche drängt ihre AnhängerInnen durch Homophobie, Sexualfeindlichkeit und Überbewertung der Institution Ehe in die Angst, dass selbstbestimmte Sexualität "sündhaft" sei.
TERRE DES FEMMES ist zudem überzeugt, dass die Möglichkeit der Empfängnisverhütung für den verantwortungsvollen Umgang mit Kindern, Autonomie in der PartnerInnenschaft und reflektierte Zukunftsperspektiven unabdingbar ist. Dass der Papst fortlaufend die Nutzung von Kondomen verbietet, Empfängnisverhütung verurteilt und nicht-reproduktiven Sex verdammt, zeigt Ignoranz gegenüber der Lebensrealität und seine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid vieler seiner AnhängerInnen.

Nächstenliebe predigen – Menschenrechtskonventionen ignorieren?

Aus diesen Gründen protestiert TERRE DES FEMMES dagegen, dass der Papst als Oberhaupt der katholischen Kirche vor dem Bundestag sprechen wird und weisen darauf hin, dass er auch in seiner (zweitrangigen) Rolle als Staatsoberhaupt kein willkommener Gast sein kann, so lange der Vatikanstaat nicht das UN-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) aus dem Jahr 1981 und die europäische Menschenrechtskonvention von 1953 unterzeichnet hat.

TERRE DES FEMMES fordert massive Änderungen in der Frauenpolitik und Menschenrechtspolitik der katholischen Kirche und fordert die Abgeordneten des deutschen Bundestages auf, der Rede des Papstes am 22. September nicht beizuwohnen sondern als Zeichen der Solidarität mit Frauen und allen von der Kirche in ihrem Leben, Wirken und Handeln verurteilten Menschen, den Saal zu verlassen.

Dass etliche Millionen Euro aus deutschen Steuergeldern für seine Propagandareise bezahlt werden, widerspricht dem Verständnis TERRE DES FEMMES von sinnvoller Nutzung von öffentlichen Mitteln. Denn soziale Initiativen, Bildungseinrichtungen und humanitäre Organisationen können mit dem selben Budget weit mehr Menschen unterstützen als der Papst während seiner Deutschlandreise, zumal nicht einmal ein Drittel der Deutschen dem katholischen Glauben angehört.

Gegendemonstration

TERRE DES FEMMES und AVIVA-Berlin weisen auf die Webseite www.derpapstkommt.de hin und ermuntern zu Engagement und Teilnahme an der Demonstration!

Am Donnerstag, den 22. September 2011 um 16 Uhr startet die Demonstration des Bündnisses "Der Papst kommt" gegen die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes am Potsdamer Platz mit einer Kundgebung.
Route: Potsdamer Platz – Ebertstraße – Hannah-Arendt-Str. – Französische Str. – Glinkastr. – Unter den Linden – Bebelplatz.
Abschlusskundgebung: Unter den Linden/Bebelplatz ab ca. 19 Uhr.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Wir sagen NEIN zur Rede des Papstes im Bundestag! Der Papst kommt, wir gehen auf die Straße

Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women (CEDAW)

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Offener Brief von Adriana Stern anlässlich der Rehabilitation der vier fundamentalistischen Bischöfe, die der extremen Rechten nahe stehen durch Papst Benedikt XVI.


(Quelle: Terre des Femmes, AVIVA-Berlin)


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Beitrag vom 21.09.2011

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